johanniskraut
lat. Hypericum perforatum
Das Johanniskraut gehört zu den Heilpflanzen mit der ältesten nachweisbaren Wirkungs- und Kulturgeschichte, die sich auf mehr als 2000 Jahre erstreckt und ist eine der bestuntersuchtesten Pflanzen in der modernen Phytotherapie.
Hexenkraut, Hergottsblut, Blutkraut, Jesu Wundenkraut, Bettstrohkraut sind andere alte Volksnamen des Johanniskraut. Diese zeigen die Verwendung in der alten Volksheilkunde.
Kränze aus Johanniskraut wurden über die Hausdächer geworfen und sollten dann vor Geistern, Teufeln und Dämonen, Blitzschlag und Feuer schützen. Man hängte auch getrocknete Büschel im Hause auf, um diese bei Gewitter zum Schutz vor Blitzschlägen im Herd zu verbrennen.
Auch gehört Johanniskraut zu den "Bettstrohkräutern", auf die Gebärende gebettet wurden, um Mutter und Kind vor Krankheit und Verhexung zu schützen. Es musste möglichst in der Johannisnacht (24. Juni) geerntet werden, um seine volle Kraft zu entwickeln.
Hält man ein Blatt des "Tausendlöcherlkrautes" gegen das Licht, dann sieht man eine Vielzahl von Punkten. Das sind kleine Ölbehälter, die wie kleine Löcher aussehen. Daher hat das Johanniskraut seinen lateinischen Namen (perforatum = durchlöchert, perforiert). Einer alten Sage nach stammen diese Löcher vom Teufel, der aus Bosheit über die Macht, die dieses Kraut über böse Geister und über ihn selbst besaß, die Blätter mit Nadeln zerstochen haben soll. In Wirklichkeit handelt sich jedoch um durchsichtige Öldrüsen.
Johanniskraut blüht dann, wenn die Sonne am höchsten am Firmament steht: Zur Zeit der Sommersonnenwende. Am Auffallendsten sind die zarten, goldgelben Blüten, die mit der Sonne um die Wette strahlen. Mit ihnen scheint die Pflanze jeden möglichen Lichtstrahl aufnehmen zu wollen. Wer eine Blüte pflückt und diese in den Fingern zerreibt, erlebt eine Überraschung: Blutroter Pflanzensaft tritt aus und färbt die Finger.
Es rankt sich die Legende, dort wo das Blut des geköpften Täufers Johannes auf die Erde getropft sei, wäre das Johanniskraut gewachsen. Diese Verbindung wurde sicher wegen des roten Saftes der Pflanze gemacht. Übrigens sollte diese Farbe nicht in die Kleidung geraten, denn sie lässt sich schlecht entfernen.
„Am Waldrand blüht das Johanniskraut, sein Öl heilt jede Haut,
sein Tee zieht den, der depressiv, nervös verstimmt aus seinem Tief,
und nimmt das quälende Rundum der Frau im Klimakterium“
Mit diesem Gedicht trifft Karl Waggerl den Nagel auf den Kopf, was die Heilkräfte des Johanniskrauts betrifft.
Innerlich eingenommen wirkt es stimmungsaufhellend, angstlösend, leistungs- und kraftfördernd. Außerdem verbessert es Wetterfühligkeit, Migräne und hilft bei Wechseljahresbeschwerden. Allerdings sollte man Johanniskrautzubereitungen längerfristig einnehmen, da ihre volle Wirkkraft erst nach ca 14 Tagen einsetzt. Aufpasssen sollten lichtempfindliche Menschen bei der Einnahme vor allem im Sommer, es kann zu Hautirritationen führen.
Für äußerliche Anwendungen nutzt man das Rotöl, das Öl, welches man aus den Blüten gewinnt und leicht selbst herstellen kann. Es wirkt antibiotisch und wundheilungsfördernd. Eingesetzt wird es bei Verletzungen, leichten Verbrennungen, Sonnenbrand und auch bei Verspannungen.
Es gibt eine besondere Massagetechnik, die ausschließlich mit Rotöl durchgeführt wird, die sogenannte Breussmassage.
Rotöl selber herstellen:
Blühendes Kraut (d.h. sowohl Knospen, Blüten, Früchte als auch Blätter) in ein Glasgefäß füllen, leicht anquetschen, z.B. mittels eines Mörsers und mit Olivenöl oder Sonnenblumenöl übergießen bis alle Pflanzenteile bedeckt sind. Durch das Anquetschen werden die Zellwände zerstört und der rote Farbstoff kann in das Öl übertreten. Das so gefüllte Gefäß wird nun verschlossen und für 6 bis 8 Wochen in die Sonne gestellt. Täglich schütteln. Man kann im Prinzip zusehen, wie das Öl von Tag zu Tag einen rötlicheren Ton annimmt. Nach dieser Zeit abseihen und das Rotöl in dunklen Flaschen aufbewahren. Es ist ein Jahr haltbar.
Tee für ein sonniges Gemüt:
30 g Johanniskraut
20g Melisse
20g Rosenblüten
20g Lavendel
je ein TL getrocknetes Kraut mit kochendem Wasser übergießen, 10 min ziehen lassen
12 Kräuterlikör
Zutaten: 1 Liter Korn, 6 Minzstängel, 1 Handvoll Tausengüldenkrautblüten, 1 Handvoll echte Kamillenblüten, 1/2 Handvoll Johanniskrautblüten, 1/2 Handvoll Schafgarbeblüten, 3 Stangen Zimt, 3 Sternanis, 1 Tasse schwarze Johannisbeeren, 1 Tasse Kirschen, 1 Tasse Heidelbeeren, 8 Backpflaumen, 6 junge frisch geerntete Walnüsse, 250g Kandiszucker
Zubereitung: Wenn die schwarzen Johannisbeeren reif sind, diese zusammen mit Korn und braunem Kandis ansetzen, die anderen Zutaten nacheinander zugeben, wenn sie reif sind bzw. blühen. Nachdem
die letzte Zutat beigefügt wurde, das Glas verschließen und ca. 3 Monate in der Sonne ziehen lassen.
Etwa zu Weihnachten durch ein feines Sieb abseihen und in kleinere Glasflaschen abfüllen, dürfte zwei bis drei 0,7 Liter Flaschen ergeben.