holunder

 

Ringel, Ringel, Reihe, wir sind der Kinder dreie! Sitzen unterm Hollerbusch, und machen alle husch, husch, husch!

 

Holunder, Holderbusch, Hollerbusch- wer kennt ihn nicht. Fast in jedem Bauerngarten, an Wegesrändern, auf verlassenen Gehöften wächst er und fühlt sich am wohlsten, wenn man ihn einfach läßt.

 

"Holunthar", der Baum mit den hohlen Zweigen" war in alten Zeiten den Menschen heilig. Er galt als Lebens- und Sippenbaum und als "Sitz des guten Hausgeistes".

Daher sollte man den Holunder auch weder beschneiden noch fällen, denn durch die Entfernung des Holunders beraubte man die guten Hausgeister ihrer Wohnstätte.

 

"Vor dem Holunder zieh den Hut herunter"- in dieser Redewendung fand die Wertschätzung des hochverehrten Strauches ihren Ausdruck. Es heisst auch, dass ein Holunder nahe am Haus, dieses und die Menschen die darin leben, beschützt.

Wer die Mittsommernacht unter einem Holunder verbringe, könne dem Feenkönig samt Gefolge begegnen, und wer unter einem Holunder schlafe, könne sich am nächsten Morgen in der Feenwelt wiederfinden. Was für eine Aussicht!

In Schweden heißt es, dass man den Elfenkönig und sein Gefolge sehen kann, wenn man sich bei Sonnenuntergang in der Mittsommernacht unter einen Holunderbaum setzt.

 

Warum wird der Schwarze Holunder eigentlich mit sovielen Mythen, Sagen und Zauberkräften belegt? Vielleicht weil der Holunder meist in der Nähe von uns Menschen lebt. Holunder ist eine klassische Kulturpflanze die uns folgt und sich mit uns vergesellschaftet. Daher finden wir sie oft in Gärten, in Parks, bei alten Häusern und Ruinen, in Bauerngärten, am Wegesrand. In ganz Europa , bis nach Sibirien und auch in Nordafrika wächst Holunder. Pflanzen die uns so nah sind werden oft mit allerlei Geschichten belegt. Sie sind unsere Wegbegleiter. Vielleicht wächst der Holunder auch so zahlreich und prächtig bis heute in unserer Nähe, da die Menschen die Pflanze über Jahrhunderte verehrt und ihr Aufmerksamkeit geschenkt haben.

 

Erfrischung im Sommer, Schwitzen im Winter

Nicht nur magische Kräfte hat der Holunder, er hat auch heilende Kräfte. Die Blüten als Tee und Tinktur sind im Winter schweisstreibend, treiben Erkältungen und Fieber aus, sind schleimlösend und helfen bei Schnupfen, hartnäckigem Husten und stärken unser Immunsystem. Ausserdem sind sie leicht harntreibend und helfen auch bei Hautunreinheiten. Auch die Beeren, Rinde, Wurzel und Blätter wurden früher als Heilmittel gehandelt. In meinem alten Kräuterbuch heißt es: Die Holunderblüten erweichen, lösen auf, mehren die Milch, lindern Schmerzen, treiben Schweiß und werden besonders alten Leuten gegen Blutspeien und hartnäckigem Husten empfohlen. Die Holunderbeeren wirken giftwidrig, schweiß- und harntreibend und ruhrstillend.

 

Rezept Holunderblütensirup

2 Liter Wasser erhitzen, 2 kg Rohrzucker und 30g Zitronensäure darin auflösen und etwas abkühlen lassen. Dann etwa 40 Holunderblütendolden dazugeben, 24 Stunden stehen lassen, durch ein sauberes Geschirrtuch pressen, in saubere Flaschen füllen und kühl lagern.Ein Genuß mit Sprudel, stillem Wasser oder Sekt. Den Sirup kann man auch als Grundlage für Gelee oder Likör benutzen. Ein Geheimtip für den Likör: Geben Sie noch ein paar Blätter Pfefferminze, Waldmeister und Melisse dazu!

 

Rezept Hollerküchlein

Einfach einen klassischen Eierkuchenteig herstellen, Öl in einer Pfanne erhitzen, Teig hineingeben. Solange der Teig noch flüssig ist, die Holunderdolden kopfüber in den Teig stecken, mit einer Schere die Strunken abschneiden, ausbacken, fertig. Ein Genuß, den man nur in dieser Jahreszeit genießen kann und unbedingt ausprobieren sollte!

 

Und wer kennt sie noch, die Flöten aus dem Holz des Holunderstrauches, die Opa mit uns als Kinder gebastelt hat?!

 

„Beeren, Rinde, Blatt und Blüte, jeder Teil ist voller Güte.“