beifuss- nicht nur ein gänsekraut
Sein lateinische Name ist Artemisia vulgaris. Diesen Namen bekam der Beifuss, weil er im Garten der Göttin Artemis wuchs.
„Mutter aller Pflanzen“, so wurde das Kraut aufs Höchste gelobt von der Antike bis ins Mittelalter. Heute wird es fast nur noch verwendet als verdauungsförderndes Gewürz im Gänsebraten sowie in der Volksmedizin für Fußbäder, als Schuheinlage bei Wanderern und als wehenauslösender Tee in der Geburtsvorbereitung. In der Chinesischen Medizin spielt er eine große Rolle in der Moxibustion, eine wärmende Therapie.
Er wächst in Europa, Asien und Nordamerika und hat einen bitteren Geschmack, allerdings- nicht ganz so bitter wie sein Bruder Artemisia absinthium, der Wermut.
Der Beifuss ist eine der ältesten Schamanenpflanzen. Er verbindet uns mit den Wurzeln und Ursprüngen unseres Wesens. Er wurde zum Räuchern verwendet, um die Atmosphäre zu reinigen und einen sakralen Raum zu schaffen, so dass die Götter, Ahnen und andere Geistwesen sich offenbaren können, um ungute Stimmungen und schlecht gesinnte Geistwesen zu vertreiben und um den Schamanen Flügel für ihre Geisterflüge zu verleihen. Aber auch überall dort wo der Mensch an die Nahtstelle zur „anderen Welt“ stößt. Während der Geburt, der Schamanenweihe, der Krankenheilung, in der Sterbephase und bei Jahreszeitenübergänge, Sommersonnen- und Wintersonnenwende und in den Rauhnächten.
Andere Namen unseres Beifusses sind Besenkraut (da er zu Besen gebunden wurde, um Backöfen auszufegen (Frau Holle!) und auch um üble Geister zu vertreiben.
Jungfernkraut, Weiberkraut (er diente in der Frauenheilkunde als Kraut zur Regulierung der Menstruation (v.a. Auslösung der Blutung) und Förderung der Fruchtbarkeit. Johannesgürtel, Sonnwendkraut, Sankt- Johannes- Kraut, Gürtelkraut (das Beifusskraut wurde in vorchristlichen Zeiten während der mittsommerlichen Sonnwendfeier und beim Johannisfeuer am Gürtel getragen. Diese wurden beim Abschied mit den Worten: „Es geh hinweg und wird verbrennet mit diesem Kraut all mein Unglück“ verbrannt.
In vielen Kulturen galt der Beifuss als Dämonenvertreiber und Wurmmittel. Wurmmittel bezieht sich auf wirkliche Eingeweidewürmer, aber auch (nach Paracelsus) auf die Geisterwürmer, die „Würmlein klein, ohne Haut und Bein, ohne Corpus und Schwanz“.In der Bachblütentherapie wird der Beifuss eingesetzt um größere geistige Klarheit und Bewußtheit für die Traumwelt zu schaffen.
Also es lohnt sich, mal einen Beifusstee zu trinken (nicht während der Schwangerschaft- da wehenauslösend !) oder mit dem Beifuss in den kommenden Rauhnächten ein Zimmer auszuräuchern. Immerhin, im Garten und anliegenden Wiesen in Mecklenburg finden wir ihn massenweise.
In meiner Praxis ist er mir nur allzu geläufig als wärmende, durchblutungsfördernde, Stagnation auflösende Moxa- Therapie, die ich gerade jetzt im Winter gerne in mein Therapiekonzept mit einfüge.
Ich wünsche allen eine schöne Weihnacht 2015!